Das ganz große Spektrum!

Interview
24.10.2022 - Maximilian Behr, Renate Hadjieff und Anna Waltrich im Gespräch mit Sebastian Sury

Die Urania ist nicht nur ein Kultur- und Veranstaltungshaus, sondern auch ein großer Mitgliederverein: Wer sind diese Menschen, die sich hier engagieren, was interessiert sie an der Urania und was wünschen sie sich für die Zukunft? Wir haben uns mit drei Mitgliedern getroffen, um das herauszufinden.

Frau Hadjieff, Frau Waltrich, Herr Behr, Sie sind alle Mitglieder der Urania. Seit wann?

Renate Hadjieff: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. 2006 fing ich an, regelmäßig in die Urania zu kommen. Mitglied bin ich in etwa seit 2007 oder 2008.

Maximilian Behr: Ich bin im Spätsommer 2021 Mitglied geworden, es ist also noch nicht so lange her.

Anna Waltrich: Ich bin seit 2017 Mitglied. Das wurde ich relativ bald, nachdem ich die Urania kennengelernt hatte und anfing, Veranstaltungen zu besuchen.

Wie haben Sie von der Urania und der Möglichkeit einer Mitgliedschaft erfahren und was war dann Ihre Motivation, Mitglied zu werden?

Renate Hadjieff: Ich war als Kind schon gelegentlich in der Urania, während meiner berufstätigen Zeit ruhten meine regelmäßigen Besuche wieder. Als ich zwangsläufig aufhören musste zu arbeiten, habe ich mir überlegt, was ich jetzt mit meiner Zeit anfange. Ich war zu jung, um zuhause zu versauern. Also kam ich allmählich wieder in die Urania, das wurde dann immer mehr. Bis jemand vom Personal zu mir sagte: Dann können Sie eigentlich auch gleich Mitglied werden!

Anna Waltrich: Ich habe von der Mitgliedschaft erfahren, weil ein ehemaliger Professor am Geographischen Institut – dort studiere ich – im Vorstand der Urania ist, Dr. Ludwig Ellenberg. Er erzählte mir etwas zum Hintergrund der Urania, warum sie 1888 gegründet wurde. Ich fand das sehr faszinierend und finde sowieso, dass (Populär-)Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation total wichtig sind. Ich komme vom Land, bei uns gab es so etwas wie die Urania nicht. Es war aber auch ein bisschen Eigennutz dabei: Man bekommt als Mitglied ja die vergünstigten Eintrittspreise, das hat sich für mich einfach irgendwann gerechnet, weil ich zu so vielen Veranstaltungen kam.

Also eine persönliche Empfehlung.

Anna Waltrich: Ja, das ist in Berlin auch nicht verwunderlich, finde ich. Hier gibt es ein riesengroßes Angebot. Wenn man nicht aktiv sucht oder auf etwas aufmerksam gemacht wird, dann bleibt das Programm einzelner Institutionen nicht unbedingt hängen. Ich habe es selbst auch schon geschafft, ein paar Freunde in die Urania zu lotsen.

Herr Behr, wie war das bei Ihnen?

Maximilian Behr: Ich kenne die Urania schon eine ganze Weile. Meine Großeltern sind schon in meiner Kindheit mit mir in die Urania gegangen, da war ich ungefähr sechs Jahre alt. Das ist 27 Jahre her. Jetzt können Sie ungefähr ausrechen, wie alt ich bin (lacht). Es ist schön, so viele Jahre später hier zurückzukommen. Die Gänge, die Säle hier sind mir sehr vertraut und ich fühle mich hier wie damals. Ich war lange im Ausland und nach meiner Rückkehr nach Berlin, als klar war, dass ich auch eine Weile bleiben werde, habe ich mich gefragt: Was kann ich denn hier regelmäßig tun? Welche Institutionen sind mir in Erinnerung geblieben? Das war auf jeden Fall die Urania. Ich bin dann Mitglied geworden, weil ich unterstützen wollte, dass die Urania weiter besteht. Die Mitgliedschaft motiviert mich auch, regelmäßig Veranstaltungen zu besuchen.

Was gefällt Ihnen allen an der Urania? Welche Themen und Veranstaltungen interessieren Sie besonders?

Maximilian Behr: Mein Interesse galt schon als Kind vor allem der Naturwissenschaft, das ist bis heute so. Meine Leistungskurse waren Physik und Chemie, das ist vielleicht nicht für Viele nachvollziehbar. Aber mich interessierte schon immer, wie die Welt funktioniert. In der Urania gab es gerade zu diesem Interessensgebiet immer Veranstaltungen und ich hatte immer das Gefühl: Ich kann hier alles erfahren, was ich wissen möchte und noch mehr.

Anna Waltrich: Ohje, andersrum gefragt wäre die Antwort kürzer (lacht). Das Angebot der Urania kommt mir als Geografin sehr entgegen, denn in der Geografie kommen alle Disziplinen zusammen. Jedes Thema kann man mit ihr verknüpfen. Das trifft sich mit der Breite und der Vielfalt der Inhalte in der Urania. Meinem Empfinden nach hat das auch noch einmal zugenommen in den letzten Jahren: mehr aktuelle Themen, mehr Veranstaltungen auch für jüngere Generationen. Am meisten interessieren mich Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökologie. Manchmal sind es auch einfach bestimmte Personen, die in die Urania kommen, die ich einfach mal gerne sehen möchte.

Welchen Themen interessieren Sie, Frau Hadjieff?

Renate Hadjieff: Ich habe eigentlich ein ganz großes Spektrum und interessiere mich für fast alles. Nur für wenige Dinge nicht, z.B. Philosophie. Ich bin von Haus aus Naturwissenschaftlerin – ich war Programmiererin und habe Biologie und Chemie studiert – da liegt mir eher das Handfeste. Ich komme immer gerne, wenn es um Medizin, Biologie oder Chemie geht – und zu allen Veranstaltungen mit der Architektenkammer und rund um das Thema Gehirn.

Welche Wünsche haben Sie – auch speziell als Mitglieder – für die Zukunft der Urania oder die Urania der Zukunft?

Anna Waltrich: Ich wünsche mir, dass der Umbau gut funktioniert und, dass die Übergangsphase von allen gut angenommen wird. Außerdem wünsche ich mir von Herzen, dass die Urania wirklich zu dem Bürgerforum wird, das sie anstrebt, zu sein. Manchmal machen mich die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zynisch, aber ich habe noch ein Fünkchen Hoffnung, dass Bürgerforen Orte der gesitteten Diskussion sein können, die eine differenzierte Diskussionskultur und die Begegnung von Menschen ermöglichen. Dass man nicht nur übereinander, sondern miteinander spricht. Und jetzt kommt die Idealistin: Ich wünsche mir, dass die positiven Erfahrungen, die Menschen in der Urania machen, sich auch positiv auf die Gesellschaft auswirken.

Maximilian Behr: Was ich mir für mich wünsche: dass ich weiterhin die Zeit finde, das Angebot wahrzunehmen. Ich möchte mir mit dieser Mitgliedschaft auch vornehmen, mich ein bisschen zu disziplinieren. Wir leben in einer Zeit, in der man sich sehr kurzfristig entscheiden kann: „Ach, das mache ich heute doch nicht“. Ich möchte mir aber vornehmen: „Da gehe ich heute hin, das wird jetzt nicht verlegt oder verschoben“. Für die Urania wünsche ich mir, dass sie das Niveau und die Qualität der Veranstaltungen halten kann. Und auch gerade die Mischung aus tagesaktuellen, relevanten und auch den sehr speziellen Themen. Denn ich wünsche auch diesen Stoffen, dass sie ihr Publikum finden.

Renate Hadjieff: Die Urania befindet sich im Umbruch – man muss sehen, wie sich das entwickelt. Wir Alten werden ja immer weniger, also muss sich die Urania auch an die Jüngeren wenden, damit es auch nachfolgendes Publikum gibt. Das ist der Spagat, den es gilt, zu machen und den die Urania zum großen Teil auch hinbekommt: Ältere nicht zu verschrecken, aber eben auch Jüngere für die Veranstaltungen zu gewinnen. Es kommt auch mal vor, dass an einem Tag im Programm für mich nichts dabei ist. Aber ich habe sowieso – vielleicht auch durch Corona – gemerkt, dass die Zeit davonrennt, dass sie endlich ist. Und ich möchte noch so einige Dinge unbedingt machen, die ich schon zu lange aufgeschoben habe. Manchmal verträgt sich das nicht mit einem Urania-Termin, dann mache ich lieber mal einen Ausflug, das ist auch schön. Aber zwei- bis dreimal die Woche komme ich immer!

Vielen Dank für das Gespräch!

Naturwissenschaft, Politik, Kunst und Kultur: Seit 130 Jahren ist die Urania Ort der Wissensvermittlung. Und Mitglied werden lohnt sich! Für einen günstigen Jahresbeitrag bekommen Sie ermäßigte Tickets oder freien Eintritt zu allen Veranstaltungen des Eigenprogramms der Urania. Alle zwei Monate erhalten Sie von uns das neue Programm, außerdem Einladungen zum Mitgliedersalon, zu Stammtischen und weiteren exklusiven Veranstaltungen.

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