Kriegsversehrte Kunstschätze des Bode-Museums - Ethische und praktische Herausforderungen bei der Restaurierung
Prof. Julien Chapuis
Do, 21.02.2019 | 17:30 Uhr
Im Mai 1945 wurde das Innere des Leitturms des Flakbunker Friedrichshain, in den die Berliner Museen einen großen Teil ihrer wertvollsten Objekte zum Schutz vor den Bomben ausgelagert hatten, stark zerstört. Mit ihm verbrannten unzählige Gemälde und andere organische Kunstwerke der Museumsinsel. Für einige der beschädigten Werke aus Stein und Keramik der Berliner Skulpturensammlung sind Vorkriegs-Abformungen vorhanden. Ein Kunstwerk mithilfe eines Gipsabgusses zu ergänzen: kann es seinem Schöpfer, dessen Idee und damit seinem ursprünglichen Bild wieder näher bringen? Einem solchen Ansatz widerspricht jedoch die gängige Richtlinie der Denkmalpflege, nach der jeder veränderte Zustand eines Kunstwerkes zu respektieren ist. Was nun soll ein Museum zeigen? Die ursprüngliche Idee oder die Geschichte eines Kunstwerks? Die perfekte Wiederherstellung, eine teilweise Rekonstruktion oder die Wunden des Krieges? Prof. Julien Chapuis, Leiter Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin