„Aufbruch“ hieß es bereits im letzten Jahr bei uns und die Urania bewegt sich stetig weiter in Richtung eines offenen Forums für alle, das freie Debatten ermöglichen und auch Raum für Widersprüche lassen will. In der kommenden Saison möchten wir gemeinsam mit Ihnen untersuchen, wie das gehen kann: „Freiheit und Widerspruch“ soll uns als Thema über die nächsten Monate begleiten. Freiheit ist elementar für unsere Gesellschaft; Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit und Wissenschaftsfreiheit sind für uns unverrückbare Prinzipien. Freiheit selbst ist schwer mit einfachen Worten zu fassen, aber gleichzeitig sehr persönlich und ganz unmittelbar erfahrbar. Das macht Freiheit auch zu einem widersprüchlichen Begriff. Widerspruch gehört zur Freiheit dazu und bedeutet Erfahren, Lernen und Vielfalt zur Kenntnis nehmen.
Rückblick Urania Jahresthema 2022/2023
Der Maler und Bildhauer Edgar Degas nahm sich große Freiheiten für seine Themenwahl und Kompositionsprinzipien und entwickelte so auch eine völlig neue Auffassung von Skulptur. Der regelmäßige und geschätzte Urania-Gast Thomas R. Hoffmann gab am 7.9.2022 bei Kunst ist nicht das, was man sieht Einblicke in Degas‘ faszinierende Arbeit.
Europa ist ein Kontinent der Freiheit und der Widersprüche. Das zeigt sich auch immer wieder in der Reihe Generize Europe bei der FAZ-Journalist Simon Strauß junge Repräsentat:innen aus Politik und Kultur, aus Europa und der Welt trifft und die Herausforderungen und Chancen der europäischen Idee beleuchtet. Am 7.9.2022 ging es um die Kontroversen in europäischen Klassenzimmern: Europa als explosiver Schulstoff.
Die Freiheit zu streiten nahmenb wir uns am 8.9.2022 bei Streitgut #1. In unserem Leben haben wir 22.000 Meinungsverschiedenheiten. Sie können frustrierend sein und Kraft rauben. Aber mit der richtigen Herangehensweise machen sie unser Leben reicher und schöner. Mit der neuen Reihe bringen wir den gepflegten Disput in die Urania: Unter der Anleitung von Gründer Daniel Privitera und anhand der neusten Forschungserkenntnisse aus Harvard und Stanford möchten wir mit Ihnen zu jeweils einem Thema diskutieren, streiten und Lösungswege finden. Zur ersten Veranstaltung ging es um ein hochaktuelles Thema: Inflation & Energiekrise.
Eigentlich ist es ganz einfach: Demokratien benötigen für ihre Existenz engagierte Menschen, die sie mit Leben füllen. Aber wie wird man das? Und was tun in einer komplexen Welt gegen die wachsende Macht der Vereinfachungen? Wir freuen uns darauf, dass ab dem 9.9.2022 Dunja Hayali für uns diese Fragen klären wird: Beim Demokratie-Salon #1 gab sie den Auftakt zur Wiederaufnahme der beliebten Reihe, bei der jeweils im intensiven Zweiergespräch mit einem Gast aus Politik und öffentlichem Leben über unsere Demokratie diskutiert wird. Zum Auftakt war Schriftstellerin Thea Dorn zu Gast.
Freiheit zur Entfaltung braucht es auch in einer guten Partnerschaft. Aber wieviel Nähe und Distanz sind angemessen, ausreichend, zu viel? Dr. Brenda Strohmaier hat ihrer Reihe Sex Education ein Update verpasst und sie um Beziehungsthemen erweitert. Bei It's complicated steht ab sofort Sex plus Liebe auf dem Programm. Los ging's am 23.9.2022. Zu Gast ist der Psychologe und Single- und Paarberater Wieland Stolzenburg: #1: Der Nähe-Distanz-Tanz in Partnerschaften.
Wenn etwas Freiheit und Widerspruch symbolisiert, dann sind es die Aufnahmen des Mauerfalls und die Bilder der friedlichen Revolution. Gleichwohl wissen wir, dass bei der Wiedervereinigung und in deren Nachgang durchaus einiges hätte anders und besser gemacht werden müssen. Die kollektive Verarbeitung dieses Umbruchs hält bis heute an. Der Jurist und Autor Bernhard Schlink hat sich am 28.9.2022 im Gespräch mit Manfred Osten den Lehren aus der deutsch-deutschen Vergangenheit gewidmet: Die nicht vollendete Wiedervereinigung – Versäumnisse und Aufgaben.
OKTOBER 2022
Eine demokratische Gesellschaft muss verschiedene und zum Teil gegensätzliche Sichtweisen vereinen können, das ist ihre große Aufgabe. Sie soll die Freiheit des Individuums achten und schützen, gleichzeitig muss sie Widersprüche aushalten. Widersprüche, die aus Freiheit erst entstehen und Merkmal einer offenen Debatte sind. All das soll auf der Basis einer gemeinsam geteilten Realität passieren, um sich auf Augenhöhe austauschen zu können. Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey haben sich diesen Herausforderungen der Demokratie aus wissenschaftlicher Perspektive genähert und untersuchten bei Gekränkte Freiheit – Aspekte des libertären Autoritarismus am 7.10.2022 das spätmoderne Freiheitsversprechen und die Entstehung von Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit.
NOVEMBER 2022
Sehr gefreut haben wir uns über den Auftakt des Demokratie-Salons mit Dunja Hayali und das große Interesse daran. Im November folgte die zweite Veranstaltung der Reihe. Im persönlichen Gespräch mit einem Gast aus Wissenschaft, Politik oder Kultur versucht die Journalistin und Moderatorin herauszufinden, was eine Demokratie benötigt, um lebendig zu bleiben. Am 4.11.2022 hatte Dunja Hayali sich hierzu mit dem Journalisten und Fernsehmoderator Claus Kleber unterhalten.
Groß sind sie, die Fragen der Gegenwart. Und wir sind wie immer auf der Suche nach genauso großen Antworten. Helfen hierbei tut uns ZEIT-Redakteur Fritz Habekuß in seiner neuen Reihe Entering the Anthropocene. In diesem Gesprächsformat, bei dem live ein Podcast aufgezeichnet wird, geht es um die Herausforderungen des Anthropozäns: Was bedeutet es, im „Zeitalter des Menschen“ zu leben? Und wie können wir ihm nicht nur ausgesetzt sein, sondern es gestalten? Zum Auftakt am 14.10. sprach Fritz Habekuß mit Dr. Kira Vinke, der Leiterin des neu gegründeten Zentrums für Klima und Außenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Dr. Elisabeth Heyne vom Museum für Naturkunde Berlin. Am 11.11. traf Habekuß auf die Politökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel und Journalist und Autor Mohamed Amjahid. Am 1.12. fand Fritz Habekuß gemeinsam mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer und dem stellv. Chefredakteur der ZEIT Bernd Ulrich heraus, wie man aus der Rettung der Welt die bessere Party macht als aus ihrer Zerstörung.
Ein Höhepunkt des Urania-Jahres ist stets die Verleihung der Urania-Medaille. Schon seit 1988 wird sie an Persönlichkeiten vergeben, die sich um Bildung und Aufklärung der Gesellschaft auf besondere Weise verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde die Medaille an den Pianisten Igor Levit verliehen. Er setzt sich online wie offline seit vielen Jahren für eine offene Gesellschaft ein und engagiert sich gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. Zum ersten Mal verlieh die Urania 2022 eine weitere Auszeichnung: den Urania Courage Preis. Dieser ging 2022 an die Filmemacherin und Journalistin Theresa Breuer für ihr Engagement bei der „Kabul Luftbrücke“. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir für die Laudationen die Verwaltungsrichterin und Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, und den Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, MdB begrüßen konnten. Moderiert wurde der Festakt am 25.11.2022 von Boussa Thiam.
Ausklingen ließen wir das Jahr mit einer großen Literatin. Menschen, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, waren bereits zahlreich zu Gast in der Urania. Hier bieten sich jedes Mal aufs Neue interessante und einzigartige Einblicke in Spitzenleistungen auf verschiedensten Gebieten. Am 9.12.2022 hatten Sie wieder die Gelegenheit, daran teilzuhaben: Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller sprach mit Manfred Osten über ihr Leben und ihre Erinnerungen. Mitgebracht hatte sie ihren jüngsten Collagen-Band, in dem sie auf einzigartige Weise Träume und Ängste, das Rumänien Ceaușescus und die absurde Sprachwelt einer Lagerbürokratie verknüpft: Herta Müller – „Der Beamte sagte
Rückblick Urania Jahresthema 2021/2022
NOVEMBER 2021
Am 3. November 2021 widmete sich die Urania dem ganz konkreten Aufbruch einer Region: Von Tegel bis Tesla – Die großen Entwicklungsvorhaben in der Metropolregion Berlin-Brandenburg. In Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Berlin und Der Tagesspiegel erkundeten wir die geplanten baulichen und strukturellen Großvorhaben in Berlin und darüber hinaus. Welche Chancen bieten sich für die Zukunft von Orten wie der Siemensstadt oder dem ehemaligen Flughafen Tegel? Wie wollen wir uns hier in Zukunft fortbewegen, wie wollen wir arbeiten und vor allem: wie wollen wir leben?
Ins Offene gehen und etwas wagen – das taten auch die Teilnehmer:innen der 2. Halbfinalrunde des Klima-Slams am 4. November 2021. Berliner Bürger:innen stellten in dieser unangepassten Bühnenshow ihre Projekte, Ideen und Initiativen kreativ, spontan und kurzweilig vor. Rund um die Themen Klima, Umwelt und Gesellschaft ließen sich gereimte Projekte, gesungene Lifehacks und getanzte Kiez-Initiativen erleben. Wer am stärksten überzeugte und in das Finale am 19. November 2021 einzog, entschieden Sie mit Ihrem Applaus!
Zurück in die Zukunft: Das Gefühl eines Aufbruchs gab es in vielen historischen Epochen. Diese Zeiten eint ein allgemeines Gefühl der Notwendigkeit einer Erneuerung: Neue Ideen, neue Methoden und endlich neue Denkansätze. Die weltberühmte Hufeisensiedlung in Berlin-Britz kann nicht selbst von ihrer bewegten Entstehungsgeschichte erzählen. Oder berichten von den hier realisierten einst revolutionären Vorstellungen von Alltag, Familienleben und Wohnraum. Das konnte Ulrike Eichhorn dafür umso besser: Die Architektin lud am 11. November 2021 wieder zum Architektursalon: Berliner Moderne – Wie die Architektenbrüder Taut die Hauptstadt prägten.
Neue Ideen zu entwickeln und große Schritte in die Zukunft zu gehen, kann ziemlich anstrengend sein. Hin und wieder eine Pause einzulegen und eine kulinarische Stärkung zu sich zu nehmen, ist sowieso immer eine gute Idee: Am 11. November 2021 hatten Sie in der Urania die perfekte Gelegenheit dazu: Hagen Hoppenstedt, Department Head of Beverage KaDeWe, ist stets der ideale Gastgeber, um sich der Vielfalt der Berliner Ess- und Hotelkultur zu widmen. Sein vierter Salonabend stand ganz im Zeichen der Michelin-Sterne über Berlin. Beim anschließenden Get-together mit den Weinen der anwesenden Winzer:innen ließ sich der Aufbruch hervorragend noch etwas hinauszögern.
Einen Neustart und vor allem eine neue Richtung fordern viele afrikanische Länder schon seit 50 Jahren, wenn es um die ausgestellte Kunst in europäischen Museen geht. Große Teile namhafter Sammlungen sind während der Kolonialzeit massenweise aus Afrika nach Europa gebracht worden. Die Expertin und Professorin für Kunstgeschichte Prof. Dr. Bénédicte Savoy erzählte am 12. November 2021 von einem erbitterten Kampf um Kunst und Herkunft und von der Geschichte einer postkolonialen Niederlage.
Es gibt keinen Aufbruch ohne Ende, keinen Tag ohne Nacht und kein Leben ohne Tod. Das sind nicht nur philosophische Überlegungen; Eric Wrede erfährt das täglich in seiner Arbeit als Bestatter und Trauerbegleiter. In seiner Reihe The End – Der Abend auf Leben und Tod scheut er auch die schwierigen Fragen von Trauer, Tod und Leid nicht, sondern nähert sich ihnen, wie man sich diesen Themen nur nähern kann: fragend und empathisch. Zu Gast bei ihm am 24. November war Mattea Weihe. Sie arbeitet seit 2020 für den Verein Sea-Watch, der Rettungseinsätze für in Seenot geratene Geflüchtete auf dem Mittelmeer koordiniert und durchführt.
DEZEMBER 2021
Die jüngere deutsche Geschichte, nicht zuletzt der Deutsche Herbst, war gekennzeichnet vom brutalen Aufeinanderprallen unterschiedlicher Weltbilder. Den 03. Dezember 2021 widmeten wir einem Schlüsseljahr: 1977 und die Gesellschaft der Singularitäten. Die Professoren Philipp Sarasin und Andreas Reckwitz lieferten mit ihren Büchern die beiden Pole dieses spannungsreichen Abends. Sarasin porträtiert 1977 als Jahr des gewalttätigen Umbruchs, aber auch als Keimzelle eines verheißungsvollen Aufbruchs. Reckwitz wiederum macht in diesem Aufbruch auch den Beginn eines bröckelnden gemeinsamen Allgemeinen aus.
JANUAR 2022
Kein Anfang ohne Ende: Zum Zauber des Aufbruchs gehört auch, dass man etwas beendet. Und so fragten wir gleich zu Beginn des Jahres 2022: Kann man eigentlich lernen zu sterben? Ja, möglicherweise mithilfe der Philosophie. So sah es zumindest Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr, die am 12. Januar 2022 einen philosophischen Selbstverständigungsprozess einläutete und ergründete, wie sich ein selbstbestimmtes Leben und ein gelingendes Sterben zueinander verhalten: Mit Philosophie lernen zu sterben? – Eine moderne „Ars Moriendi“.
Im besten Falle überhaupt kein Ende haben gute Freundschaften. Sie beglücken, faszinieren, bereichern. Ihnen wohnt häufig ein ganz eigener Zauber inne, den zu ergründen nicht ganz einfach ist. Am 13. Januar 2022 versuchte sich Margot Käßmann an dieser Herausforderung. Die ehemalige Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland sprach bei Ein Abend im Zeichen der Freundschaft über ihre eigenen langjährigen Freundschaften, über Geben und Nehmen und die kostbare Zeit schöner Erlebnisse.
Einen Aufbruch ins neue Jahr machte auch Dr. Brenda Strohmaier mit ihrer Urania-Reihe Sex Education und ging am 14. Januar 2022 auf die Suche nach der verlorenen Lust: Während Erotik in den Medien allgegenwärtig ist, hat sie sich aus vielen Partnerschaften verflüchtigt, manche haben nicht mal mehr Lust auf Sex mit sich selbst. Mangelnde Appetenz ist hier der Fachausdruck und Brenda Strohmaier wusste wie immer, wie man kompetent und unkompliziert die wichtigen Fragen bespricht.
Mit dem Amtsantritt der neuen deutschen Regierung endete auch eine Ära. Dieser Zeit des Aufbruchs widmetn wir den Beginn einer neuen Urania-Reihe: FAZ-Journalist Simon Strauß wird sich bei Generize Europe in regelmäßigen Abständen mit reflexionsfreudigen Gästen aus Politik und Kultur den Fragen des Kontinents widmen: Was bedeutet Europa heute überhaupt noch? In welche Zukunft brechen wir eigentlich auf? Die Auftaktveranstaltung der Reihe am 20. Januar 2022 nahm die Rolle Deutschlands in den Blick: Nach der Wahl – Deutschlands Rolle in Europa.
MÄRZ 2022
Am 01. März 2022 fand erneut die Reihe Stadt im Gespräch – Berlin im Wandel statt, die gemeinsam mit der Architektenkammer Berlin und Der Tagesspiegel alle relevanten urbanen Entwicklungen in den Blick nimmt. Es folgte nun der zweite Teil der Veranstaltung Von Tegel bis Tesla – Die Entwicklungsvorhaben in der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Diesmal: Der Südosten.
Um eine große Persönlichkeit ging es am 09. März 2022: Andrea Palladios Werke gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und Architektin Ulrike Eichhorn hat sich mit Ihnen auf die privaten und familiären Spuren des Baumeisters und Bildhauers begeben.
Die Folgen der Pandemie haben sich in allen Bereichen der Gesellschaft bemerkbar gemacht. Jeder und jede kann eigene Geschichten von Herausforderungen und Tiefschlägen erzählen. Deutschlands ehemaliger oberster Schülersprecher Dario Schramm kennt als Pandemie-Abiturient die Probleme beim Wechselunterricht, Homeschooling und schleppender Digitalisierung. Schramm möchte aber nicht nur anklagen, sondern zeigte am 11. März 2022 konstruktive Lösungswege auf. Denn nur wer sich engagiert, kann etwas verändern: Die Vernachlässigten – Generation Corona.
Konstruktive Lösungswege benötigt es auch, wenn man sich Allein zwischen Himmel und Meer befindet. Boris Herrmann bestand die Vendée Globe, die weltberühmte Non-Stop-Regattta für Einhandsegler, als erster Deutscher. Andreas Wolfers berichtete am 16. März von den extremen Erlebnissen Hermanns anhand originaler Sprach- und Videonachrichten, die er während der 80 Tage von ihm geschickt bekam.
Um das große Ganze, aber auch um die Details der politischen Vorgänge in Europa geht es in der Urania-Reihe Generize Europe. Zur zweiten Veranstaltung am 17. März 2022 stellte FAZ-Journalist Simon Strauß seinen Gästen die Frage: Bürgerbeteiligung – Fluch oder Segen?
Die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen auf dem Kontinent dürften auch den Bundeskanzler Olaf Scholz beschäftigen. Seit langer Zeit führt wieder ein Sozialdemokrat dieses Amt aus, sein Wahlsieg kam für viele überraschend. Mark Schieritz, ein intimer Kenner der deutschen Politiklandschaft, brachte uns am 23. März 2022 gemeinsam mit Anne Will den Menschen und Politiker Scholz näherbringen. Schieritz fragt sich: Wer ist der neue Kanzler?
APRIL 2022
Am 06. April 2022 hieß es wieder: Manfred Osten trifft… Diesmal war es Rüdiger Safranski mit dem Osten Goethes „Konzepte gegen den Ungeist der Zeit“ durch die Brille des 21. Jahrhunderts und seiner Klima- und Pandemiekrisen betrachtete: Die Welt als großes Hospital.
Auch Nick Reimer nahm am 08. April 2022 einen speziellen Blickwinkel ein und wendete sich der nicht mehr ganz so fernen Zukunft zu. Bei Deutschland 2050 untersuchte der Journalist und Autor auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse die Folgen des Klimawandels für Deutschland: Wie werden wir in dreißig Jahren arbeiten, essen, wirtschaften und Urlaub machen? Für Reimer ist klar: Dieses Land wird sich tiefgreifend verändern.
Verändert hat sich ziemlich viel in der Berliner Gastronomie, seit Hagen Hoppenstedt zu seinem letzten Salonabend lud: Pandemiebedingt war es eine brisante Berg- und Talfahrt für viele Restaurants, Bars und Kneipen. Nun wollte Hoppenstedt an seinem fünften Salonabend erfahren, wie es für die Gastronom:innen weitergeht: Neue Chancen für die Berliner Gastronomie? – Die Hauptstadtküche nach der Krise
Am 21. April 2022 begann eine neue Reihe in der Urania: Bei Synergien – Wie erkämpfen wir gemeinsam Veränderung? stellte Aktivist Quang Paasch die zahllosen Initiativen, sozialen Bewegungen und politischen Akteur:innen außerhalb der Parlamente in den Mittelpunkt. Mit wechselnden Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft soll ab sofort sichtbar gemacht werden, wie politische Partizipation und gelebte Demokratie aussehen könnten. In den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft wird unermüdlich an einer starken und diversen gesellschaftlichen Kraft gearbeitet, die gemeinsam für Veränderung kämpft: Wie kann das gelingen? Zum Auftakt ging es um ostdeutsche Identitäten jenseits stereotypisierter Extremismusporträts und um Empowerment junger ostdeutscher Aktivist:innen: Jung und politisch in Ostdeutschland.
Leider zunächst entfallen mussten Lesung und Gespräch Blaue Frau mit der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2021 Antje Rávik Strubel. Wir haben uns sehr gefreut, dass die Veranstaltung dann am 22. April 2022 stattfinden konnte.
Zum Abschluss des Aprils wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Charité Berlin fortgesetzt: Berlin Brains widmete sich dem nächsten Forschungsschwerpunkt. Es ging um Emotionen und kleinste Muskelbewegungen. Elisa Filevich und Polina Arbuzova von der Humboldt-Universität erzählen am 28. April 2022 im Gespräch mit Dr. Jochen Müller von ihrer Forschung zu Motorik und Gehirnaktivität.
MAI 2022
Den Mai began wir am 05. Mai mit einer neuen Ausgabe des interreligiösen Preacher Slams: Dein Glaube, mein Glaube. Der Slam stellt das wohlwollende und sportliche Kräftemessen von Religionen und Predigten in den Mittelpunkt. Die religiöse Rede bringt persönliche Überzeugungen zum Ausdruck und kann inspirierend, nachdenklich oder motivierend sein.
Am 12. Mai 2022 kehrte FAZ-Journalist Simon Strauß zurück in die Urania und lud zur dritten Veranstaltung seiner Reihe Generize Europe. Diesmal ging es um Krieg und Frieden in Europa. Lange Zeit galten Grenzen in Europa als unverrückbar, die gesamte europäische Friedensordnung basiert auf der Überzeugung, dass sie nicht verschoben werden dürfen. Aber mit dem Krieg in der Ukraine hat sich dieses Paradigma über Nacht geändert. Simon Strauß diskutierte bei Grenzüberschreitungen mit drei jungen Expert:innen die psychologische, realpolitische und moralische Konnotation des Begriffs „Grenze“.
Im Mai kehrte auch das erfolgreiche Debattenformat Urania kontrovers zurück in die Urania. Die neue Moderatorin Boussa Thiam nahm sich zum Auftakt am 13. Mai 2022 ein Thema vor, das momentan in aller Munde ist: #1: Feministische Außenpolitik. Deutschland hat nun erstmals eine Frau als Außenministerin. Im Koalitionsvertrag wurde eine feministische Außenpolitik und Geschlechtergerechtigkeit als Priorität des internationalen Handelns gesetzt. Braucht es gerade jetzt Antworten und Strategien, um auf den einzelnen Menschen zu blicken und Sicherhheit für Alle in und außerhalb Europas zu gewährleisten?
Am 20. Mai 2022 widmeten wir uns den reichsten deutschen Familien, den Quandts, Flicks, von Fincks, Porsche-Piёchs, Oetkers und Reimanns. Der Politikwissenschaftler und Historiker David de Jong hat lange zu verborgenem Reichtum und Milliardenvermögen recherchiert. Er berichtete bei seiner Buchpremiere, woher der Wohlstand dieser Dynastien kommt und wie sie vom Nationalsozialismus profitierten: Braunes Erbe – Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien.
Zum Ende des Mais wagten wir einen philosophischen Monatsabschluss: Am 27. Mai 2022 berichtete Marie Luise Knott vom Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Ralph Ellison. Bei 370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive erzählte die Autorin von der Kritik an der gesetzlich forcierten Integration schwarzer Schüler:innen durch Arendt und der Replik des afroamerikanischen Schriftstellers. Auch am 27. Mai 2022 war Peter Sloterdijk zu Gast in der Urania. Der Philosoph hatte sich mal nicht mit Metaphysik oder Logik beschäftigt, sondern mit einer einzelnen Farbe: Das Grau – Der Stimmungsindikator unserer Zeit? Sloterdijk zeichnete als Gast von Manfred Osten bei Manfred Osten trifft… das Bild eines Farbtons im Lichte unserer Krisen: Das Grau als farblose „Allfarbe der entfremdeten Freiheit“.
Juni 2022
Zu Beginn des Junis begingen wir einen Reihen-Auftakt: Bei Glokal handeln wollen wir ab sofort die Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit in den Blick nehmen. Die Betrachtung dieser Themen wirft nicht nur Fragen auf, die die Gesellschaften im Globalen Süden betreffen, sondern auch die der sogenannten Geberstaaten, wie hier in Deutschland. Am 02. Juni 2022 widmete sich Moderator Saad Malik mit seinen Gästen der Entwicklungszusammenarbeit im deutschen Kontext: Was motiviert für einen Auslandseinsatz, welches Selbstbild und welche Erwartungen stehen dahinter? Wie ergeht es Rückkehrer:innen in ihrem Arbeits- und Sozialleben? Und welche Erfahrungen machen in Deutschland lebende Menschen aus dem Globalen Süden, die sich hier entwicklungspolitisch engagieren?
Am 08. Juni 2022 freuten wir uns auf die Buchpremiere von Anna Sauerbrey. Die Journalistin des Jahres 2019 hat sich für ihr Buch Machtwechsel – Wie eine neue Politikergeneration das Land verändert in das Innere der Berliner Republik begeben. Hier hat eine neue Generation die Bühne betreten und mit ihr ein neuer Politikertyp: charismatische Politikunternehmer, Individualistinnen, Dauer-Digitale, Sneaker-Träger. Was ist das für ein neuer Politikstil und was bedeutet er für unsere Demokratie? Im Gespräch mit Kevin Kühnert untersuchte Sauerbrey die Akteur:innen einer neuen politischen Ära.
Bereits in die zweite Runde ging Juni die Reihe Synergien – Wie erkämpfen wir gemeinsam Veränderung? Aktivist Quang Paasch widmete sich bei dieser Ausgabe dem Thema Postkolonialismus. Am 16. Juni 2022 diskutiert er mit seinen Gästen, wie koloniale Kontinuitäten bekämpft werden können. Die Mehrheitsgesellschaft wird seit den Black Lives Matter-Protesten von 2020 mit den Lebensrealitäten von Menschen mit Rassismuserfahrungen konfrontiert. Doch die bloße Reflektion von Privilegien reicht nicht aus. Weitere politische Arbeit ist nötig, die zum Teil emotionale Debatten auslöst. Wie kann ein Diskurs mit der Mehrheitsgesellschaft aussehen, die sich in ihrer Macht und Geschichte angegriffen fühlt?
Was kommt nach dem Abriss? Eine Frage, die in einer sich ständig verändernden Metropole immer relevant bleibt. Gestellt wird sie am 29. Juni 2022 um 17:30 Uhr bei Grüne Architektur interaktiv. Architekt und Autor Van Bo Le-Mentzel findet im Gespräch mit Journalistin Lisbeth Schröder heraus, was mit den Materialien geschieht, die beim Abriss eines Gebäudes entstehen.
Grün wird es auch bei der zweiten Veranstaltung von Zero Waste – Kunst und Wissen. Die Kuratorinnen Hannah Beck-Mannagetta und Lena Fließbach widmen sich in ihrer Reihe den unterschiedlichen Facetten ökologischer Nachhaltigkeit und urbanen Zusammenlebens von Pflanzen, Tieren und Menschen. Am 29. Juni 2022 um 19:30 Uhr geht es um das grüne Berlin: Urbane Biodiversität.
Die Saison 2021/2022 in der Urania Berlin steht im Zeichen des Aufbruchs: Das zurückliegende Jahr war für viele Menschen eine herausfordernde Zeit. Noch können wir sie nicht ganz hinter uns lassen, aber die Urania bricht schon mal auf und schaut nach vorn: Das Programm der Saison 2021/2022 ist ein gedanklicher Neubeginn und ein Aufbruch zu neuen Erkenntnissen.
Am 20. Mai 2022 um 19:30 Uhr widmen wir uns den reichsten deutschen Familien, den Quandts, Flicks, von Fincks, Porsche-Piёchs, Oetkers und Reimanns. Der Politikwissenschaftler und Historiker David de Jong hat lange zu verborgenem Reichtum und Milliardenvermögen recherchiert. Er wird bei seiner Buchpremiere berichten, woher der Wohlstand dieser Dynastien kommt und wie sie vom Nationalsozialismus profitierten. Wie gehen die Erb:innen heute mit ihrer Vergangenheit um? Braunes Erbe – Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien.
Zum Ende des Mais wagen wir einen philosophischen Monatsabschluss: Am 27. Mai 2022 um 17:30 Uhr berichtet Marie Luise Knott vom Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Ralph Ellison. Bei 370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive erzählt die Autorin von der Kritik an der gesetzlich forcierten Integration schwarzer Schüler:innen durch Arendt und der Replik des afroamerikanischen Schriftstellers. Auch am 27. Mai 2022 um 19:30 Uhr ist Peter Sloterdijk zu Gast in der Urania. Der Philosoph hat sich mal nicht mit Metaphysik oder Logik beschäftigt, sondern mit einer einzelnen Farbe: Das Grau – Der Stimmungsindikator unserer Zeit? Sloterdijk zeichnet als Gast von Manfred Osten bei Manfred Osten trifft… das Bild eines Farbtons im Lichte unserer Krisen: Das Grau als farblose „Allfarbe der entfremdeten Freiheit“.
Zu Beginn des Junis freuen wir uns auf einen Reihen-Auftakt: Bei Glokal handeln wollen wir die Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit in den Blick nehmen. Die Betrachtung dieser Themen wirft nicht nur Fragen auf, die die Gesellschaften im Globalen Süden betreffen, sondern auch die der sogenannten Geberstaaten, wie hier in Deutschland. Am 02. Juni 2022 um 19:30 Uhr wird sich Moderator Saad Malik mit seinen Gästen der Entwicklungszusammenarbeit im deutschen Kontext widmen: Was motiviert für einen Auslandseinsatz, welches Selbstbild und welche Erwartungen stehen dahinter? Wie ergeht es Rückkehrer:innen in ihrem Arbeits- und Sozialleben? Und welche Erfahrungen machen in Deutschland lebende Menschen aus dem Globalen Süden, die sich hier entwicklungspolitisch engagieren?
Am 08. Juni 2022 um 19:30 Uhr freuen wir uns auf die Buchpremiere von Anna Sauerbrey. Die Journalistin des Jahres 2019 hat sich für ihr Buch Machtwechsel – Wie eine neue Politikergeneration das Land verändert in das Innere der Berliner Republik begeben. Hier hat eine neue Generation die Bühne betreten und mit ihr ein neuer Politikertyp: charismatische Politikunternehmer, Individualistinnen, Dauer-Digitale, Sneaker-Träger. Was ist das für ein neuer Politikstil und was bedeutet er für unsere Demokratie? Im Gespräch mit Kevin Kühnert untersucht Sauerbrey die Akteur:innen einer neuen politischen Ära.
Bereits in die zweite Runde geht im Juni die Reihe Synergien – Wie erkämpfen wir gemeinsam Veränderung? Aktivist Quang Paasch widmet sich bei dieser Ausgabe dem Thema Postkolonialismus. Am 16. Juni 2022 diskutierte er mit seinen Gästen, wie koloniale Kontinuitäten bekämpft werden können. Die Mehrheitsgesellschaft wird seit den Black Lives Matter-Protesten von 2020 mit den Lebensrealitäten von Menschen mit Rassismuserfahrungen konfrontiert. Doch die bloße Reflektion von Privilegien reicht nicht aus. Weitere politische Arbeit ist nötig, die zum Teil emotionale Debatten auslöst. Wie kann ein Diskurs mit der Mehrheitsgesellschaft aussehen, die sich in ihrer Macht und Geschichte angegriffen fühlt?
Was kommt nach dem Abriss? Eine Frage, die in einer sich ständig verändernden Metropole immer relevant bleibt. Gestellt wurde sie am 29. Juni 2022 bei Grüne Architektur interaktiv. Architekt und Autor Van Bo Le-Mentzel fand im Gespräch mit Journalistin Lisbeth Schröder heraus, was mit den Materialien geschieht, die beim Abriss eines Gebäudes entstehen.
Grün wurde es auch bei der zweiten Veranstaltung von Zero Waste – Kunst und Wissen. Die Kuratorinnen Hannah Beck-Mannagetta und Lena Fließbach widmen sich in ihrer Reihe den unterschiedlichen Facetten ökologischer Nachhaltigkeit und urbanen Zusammenlebens von Pflanzen, Tieren und Menschen. Am 29. Juni 2022 ging es um das grüne Berlin: Urbane Biodiversität.
Besonders feiern konnten wir am 14. Juli 2022 – und zwar die Vernissage der interdisziplinären Gruppenausstellung MATERIAL NATION – Grenzen ins Ungewisse. Neun eingeladene Künstler:innen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa widmen sich auf persönliche und zugleich hochpolitische Weise in ihren Werken den Fragen von Nation, Zugehörigkeit, Autonomie, Selbstbestimmung, Identität und Abschied. Noch bis zum 28. Juli 2022 ist die Ausstellung in der Urania zu sehen.