Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely - Zum Tod einer Künstlerrebellin vor 20 Jahren

Elke Krauskopf


Die Französin Niki de Saint Phalle (1930-2002) und der Schweizer Jean Tinguely (1925-1991) wurden in den 1950er-Jahren ein Paar und weltbekannt durch Aufsehen erregende gemeinsame Projekte: Eine riesige, begehbare „Nana“ in Stockholm 1966 oder der Strawinsky-Brunnen in Paris 1982. Die Künstler:innen gehörten zur Avantgarde der Nouveaux Réalistes im Paris der 1960er-Jahre, die schon vor der Pop-Art die realitätsferne Innerlichkeit in der Kunst hinwegfegte, indem sie mit ihren Aktionen und Kunstwerken wieder den Bezug zur Lebenswirklichkeit herstellte. Hatte sich Niki de Saint Phalle bereits in den 1950ern mit Schießbildern emanzipiert und später mit ihren tanzenden „Nanas“ starke, raumfüllende Frauen geschaffen, setzte Tinguely spielerisch mit Witz und Ironie seine bewegten, oft geräuschvollen Maschinen-Skulpturen einer an grenzenlosem Konsum orientierten Gesellschaft entgegen. Doch sah sich Tinguely als Poet und unterstützte bis zu seinem Tod die Arbeit seiner Gefährtin an ihrem fantastischen, von farbenfrohen Fabelwesen bevölkerten Tarotgarten in der Toskana, der zuletzt zum Denkmal für das außergewöhnliche Künstler:innenpaar wurde. Elke Krauskopf, M.A., Kunsthistorikerin