Was gut und böse ist, besagen die Gesetze, die entweder Gott, ein historischer Herrscher oder der Wille des Volkes festgelegt haben. Wer gegen die Gesetze verstößt, macht sich schuldig, wird haftbar gemacht und bestraft. Völlig anders lautet jedoch die Botschaft des Jesus von Nazareth vom gütigen Gott und vom Vertrauen in dessen absolute Vergebensbereitschaft, wie Eugen Drewermann in seinem Vortrag zeigt.
Dr. Dr. Eugen Drewermann ist Tiefenpsychologe und Theologe.
Moderation: Simon Klaas
Wie ist das gemeint: Gott, unser Vater? Passen Schöpfergott und Evolution zusammen? Ist Gott allmächtig – angesichts von Leid und Elend in der Welt? Lässt sich Gott erfahren? Glauben Christen und Muslime an den gleichen Gott? Solche Fragen haben jugendliche Schülerinnen und Schüler gestellt. Eugen Drewermann beantwortet sie in seinem jüngsten Buch verständlich und nachvollziehbar. Von diesen Fragen ausgehend sucht Eugen Drewermann in seinem Vortrag nach einer Annährung an die Grundfrage: Gott, wo bist du?
Ungewissheit gehört zum Leben wie das Amen zur Kirche. Doch die aktuelle Corona-Pandemie hat uns noch einmal verschärft vor Augen geführt, was es bedeutet, nur begrenzt das eigene und gesellschaftliche Leben vorhersehen und planen zu können. Das erzeugt viele Ängste: vor Einsamkeit, vor dem finanziellen Ruin oder der Sorge, dass es nie mehr wird, wie es vor Corona war. Doch die eigentliche Angst sitzt tiefer. Mit ihr lohnt es sich, sich auseinander zu setzen.
Dr. Dr. Eugen Drewermann, Tiefenpsychologe und Theologe, Träger der Urania-Medaille 1994, Paderborn
Gier! Wer immer sich kapitalismuskritisch gibt, ohne das Wirtschaftssystem des sogenannten „freien“ Marktes wirklich zu begreifen, verfällt auf diesen Punkt: Alles Unheil liegt daran, dass die Menschen „so“ sind! Sie sind maßlos in ihren Ansprüchen, sie bekommen nie genug. „Je mehr er hat, desto mehr er will“, so ist es sprichwörtlich. Nur wenn „der Mensch“ sich ändern würde, könnte der Zustand der Welt sich verbessern. Jedoch: Wie ändert sich der Mensch?
Jesus von Nazareth war und ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte, auch wenn wir aus Zeitzeugnissen wenig über ihn wissen. Er wollte in diese Welt des ewigen Eises den Frühling bringen. Das war seine „Revolution“. Was sagt diese Botschaft heute? Ist sie z.B. für Jugendliche noch von Bedeutung? Was hätten diese Jesus gefragt, würde er heute leben? „Ist die Bergpredigt nicht eine heillose Überforderung, einzuhalten allenfalls von ein paar Superfrommen?“, das würden vielleicht auch viele Erwachsene fragen.
Der Teufel scheint gerade sein Comeback zu feiern: Ein Drittel der in Deutschland lebenden Menschen glaubt laut einer Umfrage an den leibhaftigen Teufel als Verkörperung des Bösen. Doch was ist der Ursprung der Teufelsgestalt? Und wie begegnen wir diesen Ängsten? Scharfsinnig und kenntnisreich zeichnet Eugen Drewermann die Geschichte und Ursprünge der Gestalt des Teufels nach: Seine Analyse führt ihn von der persischen Mythologie über das Alte Testament, den Koran, die Hexenverfolgungen bis hin zu Shakespeares Macbeth und dem 11.
Am tiefsten geht die Angst, die uns befällt, wenn wir bemerken, was es heißt, ein Mensch zu sein – die Angst, geistig zu existieren. Eugen Drewermann hat sich viele Jahre lang intensiv mit der Weisheit der Märchen beschäftigt, insbesondere mit den Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Folgende Märchen interpretiert er in diesem Vortrag: „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, „Das tapfere Schneiderlein“ und „Die Eule“.
Warum Krieg? Und wie ihn überwinden? Der ständige Einsatz von Gewalt gegen Natur und Mensch kann nicht zum Frieden führen. Wie aber ist es möglich, die Staaten abzurüsten, die Militärbündnisse aufzulösen und die Entscheidung über lokal nicht lösbare Konflikte an eine überparteiliche Schiedsinstanz zu delegieren? Jeder kennt die Worte des Weihnachtsevangeliums: Herrlichkeit ist Gott in den Himmeln, wenn Frieden ist auf Erden bei Menschen, die Gnade glauben können. Jeder im sogenannten christlichen Abendland kennt diese Worte.
Was glaubte Martin Luther und was wollte er erreichen? Wie können wir ihn heute wieder entdecken und neu verstehen? Was würde Luther zum Zustand der christlichen Kirchen sagen? Nach 500 Jahren Spaltung zieht der Theologe und Lutherkenner Eugen Drewermann eine schonungslos kritische Bilanz. Haben die Katholiken dazugelernt? Und was haben die reformatorischen Kirchen aus ihrem Erbe jenseits allen Streits und abwegigen Debatten gemacht, was ist ihnen geblieben?
Immer mehr, immer schneller, immer weiter: Die derzeit herrschende Wachstumsdoktrin ist nicht nur schädlich, sie ist ruinös. Es werden immer mehr Produkte auf den Markt geworfen – zu Lasten der armen Bevölkerung und der Natur.
Eugen Drewermann zeigt auf, dass eine nachhaltige und damit nicht länger wachstumsbestimmte Wirtschaftsform die einzig realistische und tragfähige ist.
Dr. Dr. Eugen Drewermann, Tiefenpsychologe und Theologe, Träger der Urania-Medaille 1994, Paderborn
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