Politik

Vortrag, Film: Die Wehrmachtsausstellung oder die Rückkehr der Täter [1995-1999]

Der Skandal als vorlauter Bote - Vortrags- | Filmreihe mit Hannes Heer


Filmausschnitte: Ruth Beckermann Jenseits des Krieges“ [1995] Die 1995 eröffnete Ausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944« präsentierte einen zweiten deutschen Genozid, dem allein in der Sowjetunion 30 Mio. Menschen zum Opfer gefallen waren. Zu verantworten hatten das die 10 Mio. an der »Ostfront« eingesetzten deutschen Soldaten. Das war nicht nur das Ende der bisherigen Legende von der »sauberen Wehrmacht«, sondern auch die Geschichte jeder Familie musste umgeschrieben werden. Die Wander-Ausstellung, die trotz schärfster Proteste fast eine Million Besucher zählte, wurde wegen angeblich »gefälschter« Fotos 1999 zurückgezogen. Obwohl sie von einer internationalen Historikerkommission rehabilitiert worden war, wurde sie durch eine neue ersetzt, die einer Kapitulation gleichkam: Jetzt säßen nicht mehr die Millionen »kleinen Soldaten auf der Anklagebank «, schrieb der SPIEGEL, »sondern Hitlers Generäle«. Die Vortrags- und Filmreihe: Der Griff Nazideutschlands zur Weltmacht endete mit der totalen Niederlage und der Bilanz von mehr als 40 Millionen Opfern – 30 Mio. Sowjetbürger, 6 Mio. Polen, 2 Mio. Jugoslawen, 500 000 Tschechoslowaken. Davon waren 5 Mio. Juden, zu denen noch 1,3 Mio. deportierter Juden und 500 000 Sinti und Roma gerechnet werden müssen. Schon 1946 lagen zwei Abhandlungen zur Schuldfrage vor: Karl Jaspers sah die politische Schuld aller Deutschen darin, 1932/33 zugelassen zu haben, »daß ein solches Regime bei uns entstanden ist«. Hannah Arendt konstatierte ab 1940/41 den Zustand einer »totalen Komplizenschaft des deutschen Volkes« und sprach von einer »›Volksgemeinschaft‹ des Verbrechens«. Aber die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft hat diese Diagnoseangebote negiert und sich für eine Politik der Amnestie und Amnesie entschieden. Die 1949 gegründete BRD integrierte die Mehrheit der NS-Eliten in den neuen Staat und ließ alle in Nürnberg verurteilten Kriegsverbrecher frei. Die Überlebenden der »Volksgemeinschaft« sorgten dafür, dass die Geschichte der NS-Zeit abgespalten und die Schuld Anderen zuwiesen wurde – »Hitler war’s«. Mitte der fünfziger Jahre waren die Westdeutschen sogar überzeugt, dass sie durch den Krieg und dessen Folgen selber zu Opfern geworden waren. Gegen dieses Gesichtsbild konnte sich die Wahrheit nur in Form ununterbrochener Tabubrüche durchsetzen. Die Reihe wird zehn Fälle aus dieser 60jährigen Skandalgeschichte präsentieren. Hannes Heer, Jahrgang 1941: Nach dem Studium der Geschichte und Literatur Tätigkeit als Rundfunktautor, Theaterdramaturg, Dokumentarfilmer für ARD/ZDF und Ausstellungskurator, u. a.: »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944« (1995-1999) und »Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der Juden aus der Oper 1933 bis 1945« (2006-2012). Die Fallstudie zu den Bayreuther Festspielen steht auf dem Festspielhügel als Open-Air-Installation. Hannes Herr hat zahlreiche Publikationen zu Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung verfasst und ist Träger der Carl-von Ossietzky-Medaille. Eintritt frei, begrenzte Platzzahl. Bitte holen Sie sich eine Freikarte über die Urania-Homepage oder die Urania-Kasse. Online zzgl. Systemgebühr. Gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) „