Politik

Afrika wird armregiert - Plädoyer für eine radikale Änderung der Entwicklungspolitik

Volker Seitz


Politiker und Journalisten sprechen gern von Afrika als einzigem großem Land. Tatsächlich besteht der nach Asien zweitgrößte Kontinent der Welt aus 55 Staaten. Kofi Awoonor, ein Autor aus Ghana, schildert in einem seiner Bücher eine reale Situation: Neben mir stand eine Frau, mit der ich ein längeres Gespräch anknüpfte. Ihr Bruder sei im Tschad, sie selbst eine Französin und mit einem Engländer verheirat, ob ich ein Päckchen für ihren Bruder im Tschad mitnehmen könnte, wenn ich nach Afrika zurückreiste.“ Der Frau war nicht bewußt, dass zwischen Ghana und dem Tschad 2300 km und die Staaten Togo, Benin und Nigera liegen. Für den langjährigen Diplomaten und Botschafter Volker Seitz zeigt die afrikanische Literatur den besten Weg, um diesen einzigartigen, widersprüchlichen und beeindruckenden Kontinent Afrika zu verstehen. Gerade Literatur fördert interkulturelles Verständnis und Respekt vor anderen Kulturen. Als Diplomat bereitete er sich stets mit der zeitgenössischen Literatur des für ihn noch unbekannten Landes auf seine neuen Aufgaben vor. Die Bücher afrikanischer Autoren spiegeln deutlich und unverstellt die Gesellschaften, sie vermeiden unverständliche Formexperimente oder inhaltsleere Orginalität. Statt dessen knüpfen die Autoren kunstvoll an die alltägliche afrikanische Lebenswelt an. Volker Seitz stellt uns anhand dieser Literatur ein Afrika nicht nur als Kontinent der Kriege, Krankheiten und Katastrophen, sondern als Kontinent voll gewaltiger Ressourcen und reicher Kulturen vor. Die Ergebnisse heutiger Entwicklungspolitik konnte Volker Seitz während seiner jahrzehntelangen Aufenthalte sehr genau vor Ort beobachten. Sein Fazit: Es wird allmählich Zeit, auf die Gedanken der Afrikaner und Afrikanerinnen zu hören. Sie wissen selbst, was für ihre Länder gut ist. Das Business der Barmherzigkeit, bombastische Konferenzen, Workshops und Tagungen müssen endlich gestoppt und den Herrschaftscliquen die Kontrolle über den Geldfluss entzogen werden. Volker Seitz, Jahrgang 1943, war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig, unter anderem bei der EU in Brüssel und in mehreren Ländern Afrikas. Von 2004 bis 2008 war er Leiter der Botschaft in Jaunde/Kamerun. Er gehört zum Initiativkreis des »Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe«. Sein Buch „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“ (mit einem Vorwort von Asfa-Wossen Asserate) erschien 20021 bei dtv. In Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung „