Claus Peymann und das Theaterglück - Freiheit und Spiel an der Grenze zu Wahnsinn und Realität

Claus Peymann, Dr. Manfred Osten


Claus Peymann,der Grand Senior des Theaters,der von 1999 bis 2017 das Berliner Ensemble leitete, hat das Theater definiert als Bastion gegen “Geistes- und Menschenschwund”. Im Gegensatz jedenfalls zu einem Theater, das sich “nicht mehr ernst nimmt, am Menschen nicht mehr interessiert ist, an keiner Geschichte mehr, nur noch an Zerstörung.” Weshalb denn Peymann auch die Frage umtreibt, wie es wieder gelingen könnte, “uneitel und mit tiefem Verständnis einzudringen in die Intentionen der Dichter, der Regisseure und Schauspieler und Verbindungen zu ziehen zur Gesellschaft und zur Geschichte”. In Intentionen von Dichtern wie Thomas Bernhard, deren Fehlen Peymann beklagt, “weil sie es wagten, Dinge zu sagen, die man nicht sagt oder Dinge zu tun, die man nicht tut”. Und die dadurch “Freiheit und Spiel, an der Grenze des Wahnsinns und der Realität” garantieren als “Teil der künstlerischen Arbeit”. Im Gespräch mit Manfred Osten (Autor des Buches „Das geraubte Gedächtnis. Digitale Systeme und das Ende der Erinnerungskultur“) diskutiert Claus Peymann, wie das Theater durch „das Risiko und die Gefährlichkeit künstlerischer Prozesse” wieder mit dem Leben versöhnt werden könnte anstelle einer „Weltferne unserer Politiker“, über die sich Peymann 2018 erschrocken geäussert hat. Claus Peymann, Theaterregisseur bis zum Juli 2017 Intendant, künstlerischer Leiter, Geschäftsführer und Alleingesellschafter des Berliner Ensembles Dr. Manfred Osten, Jurist, Kulturhistoriker, ehem. Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Bonn