Reisen und Berlin 19/20

Das russische Berlin

Prof. Dr. Karl Schlögel


Fast eine halbe Million russischer Flüchtlinge nahm Berlin Anfang der 1920er Jahre auf. Die Stadt war in der Zwischenkriegszeit nicht nur die »Stiefmutter der russischen Städte«, sondern auch heimliches Zentrum der Weltrevolution. Karl Schlögel spürt die große Geschichte in der kleinen auf. Die Welt der Bahnhöfe und die der Salons im Tiergartenviertel, die Dichter des Silbernen Zeitalters und die Agitkünstler der Sowjetmacht, der Empfang in der sowjetischen Botschaft und Nabokovs Beobachtungen zum Aufstieg der Nazis, die Stadtwahrnehmung der Taxifahrer und der Skandal um die „Zarentochter Anastasia“. Ebenso betrachtet er heutige Situation, denn seit der Entfremdung zwischen Russland und der EU ist auch das hochvernetzte „Russkij Berlin” der Gegenwart politisch gespalten. Prof. Dr. Karl Schlögel, Osteuropahistoriker und Publizist, Berlin