Mensch und Natur 19/20

Die Humusrevolution - Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen

Dr. Ute Scheub


Seit Erfindung der Landwirtschaft und Einführung der Agroindustrie haben Böden einen Großteil ihres Humus’ verloren. In Form von CO2 ist er nun da zu finden, wo er großen Schaden anrichtet: in der Atmosphäre. Ungefähr die Hälfte aller Treibhausgase verursacht auf direkte und indirekte Weise die Agroindustrie, sie ist ein Großteil des Megaproblems Klimawandel. Für diese Herausforderung existiert eine Lösung: Mit »regenerativer Agrikultur« kann der Kohlenstoff dorthin zurückgebracht werden, wo er nutzt – und dringend gebraucht wird: in den Boden. Regenerative Agrikultur ermöglicht eine mehrfache Win-win-Situation: Nicht nur, dass der Atmosphäre überschüssiges CO2 entzogen wird; die Wiederanreicherung der Böden mit Humus hat positive Auswirkungen auf Ernährung, Artenvielfalt oder Wasserverfügbarkeit. Humus ist ein wahrer Wunderstoff, der uns verloren zu gehen droht – aufgrund von Entwaldung, Landnutzungsänderungen oder einer weltweit galoppierenden Bodenerosion. Regenerative Agrikultur baut Böden auf und unterstützt die Regenerationskräfte der Natur – ihr Potenzial ist noch immer zu wenig bekannt; selbst im Pariser Klimaabkommen spielte sie keine Rolle. Dabei ist ihre Wirkung mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen und ihre Methoden – pflugloser Anbau, Gründüngung oder der Einsatz von Terra Preta – seit Jahrhunderten gängige Praxis. Ihr Potenzial ist gewaltig auf den großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber sie funktioniert auch im Kleinen: in individuellen und gemeinschaftlichen Gärten, in der Stadt und auf dem Land. Dr. Ute Scheub, freie Journalistin und Autorin, Geburtshelferin für ökosoziale Projekte und Geschichten des Gelingens In Kooperation mit prinzessinnengartenbau