Politik

Nichts als die Wahrheit – vom Versagen der Justiz

Prof. Dr. Max Steller


Prof. Dr. Max Steller, Fachpsychologe für Rechtspsychologie BDP/DGPs, Professor für Forensische Psychologie a. D., Institut für Forensische Psychiatrie, Charité-Universitätsmedizin Berlin „Was ist wahr und was die Wahrheit?“, darum geht es bei jedem Gerichtsverfahren. Max Steller ist einer der führenden Experten, wenn es herauszufinden gilt, ob Zeugen, Opfer oder Angeklagte vor Gericht lügen. Aus langjähriger Gutachtertätigkeit heraus weiß er allerdings auch, dass die Wahrheitsfindung häufig durch Scheinwissen über das Erkennen von Lügen beeinträchtigt wird. Die Aussagepsychologie verfügt jedoch seit Langem über wissenschaftlich fundierte Methoden zur Glaubhaftigkeitsbeurteilung. In Anwendung können sie tatsächlichen Opfern zu ihrem Recht verhelfen, wenn Aussage gegen Aussage steht. Und: mit ihrer Hilfe können auch Falschbeschuldigungen erkannt werden. Aber an deutschen Gerichten läuft einiges schief: übertriebener Opferschutz kann zu Fehlurteilen führen und Beschuldigte geraten in die Situation, ihre Unschuld beweisen zu müssen. Der gesellschaftliche Konsens über die Unschuldsvermutung gerät in Gefahr. In seinem Vortrag zum Buch zeigt Max Steller, wo die Fehler im System von Wahrheitsfindung und Rechtsprechung liegen. Denn jeder unschuldig Verurteilte und jeder freie Täter ist einer zuviel! Moderation: Dr. Ingolf Ebel, Fachbereichsleiter Recht, Urania Berlin