Mensch und Natur 19/20

Scham - die tabuisierte Emotion - Wie die Tabuisierung unsere zwischenmenschlichen Beziehungen vergiftet

Dr. Stephan Marks


Scham ist eine schmerzhafte, oft übersehene Emotion, die in jeder Begegnung, in jeder Arbeit mit Menschen akut werden kann, etwa wenn Menschen sich für ihre Herkunft, Armut oder ihre Hilfsbedürftigkeit schämen. Unerkannte Schamgefühle können z.B. zu Depression, Rückzug oder Sucht führen – oder in Zynismus, Trotz oder Aggression umschlagen. Daher ist es für alle, die mit Menschen arbeiten, wichtig, Scham zu erkennen und konstruktiv mit ihr umgehen zu können. Denn sie ist zwar schmerzhaft, hat aber auch positive Aufgaben: Scham ist, nach Leon Wurmser, die Hüterin der Menschenwürde. Dr. Stephan Marks, Sozialwissenschaftler, Autor und Supervisor, leitet seit vielen Jahren Fortbildungen zum Thema “Scham und Menschenwürde” in pädagogischen und psychosozialen Arbeitsfeldern.