Schöne smarte Welt: Wie smart müssen wir sein?
Prof. Gerd Gigerenzer
Di, 14.09.2021 | 17:30 Uhr
Können Algorithmen uns Liebe kaufen? Oder Sicherheit? Oder bessere medizinische Versorgung? Führt die digitale Revolution zur Apokalypse oder zum Paradies? Die Frage ist nicht, ob die digitalen Medien unser Leben verändern, das tun sie längst. Die Frage lautet, wie. Digitale Technik bietet enorme Möglichkeiten und ist nicht das Problem. Wir selbst sind das Problem, wenn es darum geht, ob wir das Ruder in der Hand behalten. Die digitalen Medien haben bereits die Art und Weise verändert, wie Menschen ihre sozialen Beziehungen gestalten und welche Risiken in Kauf zu nehmen sie willens sind: ob beim Texten am Steuer oder beim Treffen fremder Menschen auf der Suche nach Liebe. Bei der digitalen Risikokompetenz geht es nicht darum, der KI blind zu vertrauen oder ihr zu misstrauen. Stattdessen geht es darum zu verstehen, was wahrscheinlich passieren wird und was die Phantasie von Marketing-Hypes und techno-religiösen Glaubensrichtungen bleibt. Es geht auch um die persönliche Fähigkeit, ein Gerät zu steuern, anstatt von ihm ferngesteuert zu werden. Digitale Risikokompetenz ist die Fähigkeit, die Vorteile digitaler Technologie zu nutzen und die schädlichen Auswirkungen zu meiden. Digitale Risikokompetenz ist ein integraler Bestandteil der allgemeinen Risikokompetenz: Das Erlernen des Umgangs mit Risiken ist ebenso wichtig geworden wie das Erlernen von Lesen und Schreiben. Prof. Dr. Gerd Gigerenzer Bildungsforscher, Psychologe, Risikoforscher, Autor, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Berlin Gesprächsleitung: Dr. Ulrich Bleyer, Direktor a.D. der Urania Berlin