Reisen und Berlin

Weihnachten in Alt-Berlin – Ein virtueller Spaziergang

Joachim Brunold


Im Biedermeier vollzog sich ein Wandel des Weihnachtsfests vom rein religiösen hin zu einem bürgerlichen Familienfest. Geselliges Beisammensein und Geschenke für die Kinder gewannen an Bedeutung für die Mittel- und Oberschicht. Im Mittelpunkt der Alt-Berliner Weihnacht stand lange Zeit der Weihnachtsmarkt, auf dem neben einem Allerlei an Gebrauchsgegenständen auch Spielsachen, Kunsthandwerkliches und Leckereien angeboten wurden. Der in Berlin geborene Regisseur Felix Philippi hatte auf seinen weiten Reisen zahllose Volksfeste gesehen, „…aber etwas Liebenswürdigeres, echt Volkstümlicheres als den Berliner Weihnachtsmarkt habe ich nie wieder gefunden.“ In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor der Weihnachtsmarkt seine Vorrangstellung, dafür entwickelte sich rund um ihn ein hektisches Weihnachtsgeschehen. In der Friedrichsstraße traten sich die Leute auf die Füße, bei Gerson oder Hertzog wurden die teuren Geschenke erstanden, in Oper, Theater und Zirkus wurden eigens Weihnachtsvorstellungen gegeben. Und als sich gegen Ende des Jahrhunderts die Industriearbeiterschaft immer mehr in den Vordergrund schob, übten sich zahlreiche Berliner Vereine in Wohltätigkeit. Anhand von Gemälden, Radierungen, Druckgrafiken und Fotos aus dem 19. und 20. Jahrhundert führt Joachim Brunold in einem Bilderspaziergang durch den Alt-Berliner Weihnachtstrubel. Joachim Brunold ist Historiker und als Berater von Verlagen tätig.