Reisen und Berlin 19/20

Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer

Tabea Hertzog


Eine junge Frau erhält eine Diagnose, die alles verändert: Chronische Niereninsuffizienz. Alle Zukunftspläne sind plötzlich hinfällig. Bald geht sie dreimal pro Woche zur Dialyse und es wird klar, dass sie ein neues Organ braucht. Krankheit und Spendersuche werfen sie auf ihre Familie und Vergangenheit zurück; bei der Mutter aufgewachsen hat sie zum Vater erst seit Kurzem vorsichtigen Kontakt. Im Krankenhaus treffen alle erstmals wieder aufeinander. Während die Mutter sich entzieht, ist der Vater sofort zur Spende bereit. Tabea Hertzogs Beobachtungen sind voller Empathie, Tragik und Humor. Verschiedene Erzählformen – lakonische Stationsdialoge, Kindheitserinnerungen, ein schonungsloser Brief an die Mutter, Textnachrichten an die Freunde und genaue Beobachtungen aus der Welt der Kranken und der Gesunden – fügen sich zu einem beeindruckenden literarischen Debüt. Tabea Hertzog, geboren 1986, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Psychologie in Berlin sowie Literarisches Schreiben in Hildesheim. 2013 war sie für den Retzhofer Dramapreis nominiert, 2015 Stipendiatin der NES Artist Residency in Island. 2016 nahm sie an der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto Stiftung teil. Sie lebt in Berlin und arbeitet zudem als Fotografin.