Das erste Science Center der Welt

Die Entstehung der Urania Berlin 1888

1888 wurde in Berlin das damals revolutionäre Projekt verwirklicht, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfindungen einem breiten Publikum vorzustellen: Das erste Science Center der Welt entstand.

Der Impuls zur Gründung der Urania ging von Alexander von Humboldt aus. In seinen weltberühmten „Kosmos-Vorlesungen“ an der Singakademie (1827/28) bot Humboldt einen umfassenden Einblick in die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit und ergänzte damit das Konzept der Volks- und Persönlichkeitsbildung seines Bruders Wilhelm. Die Vision: Zugang zu Forschung, Bildung und Wissen für alle. Es war dann auch Humboldt selbst, der die Öffnung der 1835 neu errichteten Königlichen Sternwarte für die Öffentlichkeit forderte.

Die Gründerväter der Urania sind die Astronomen Wilhelm Foerster – ein Schüler Humboldts – und Max Wilhelm Meyer. Unterstützt wurden sie durch den Erfinder und Industriellen Ernst Werner von Siemens; er gab der Urania die Form einer Aktiengesellschaft. Wilhelm Foerster, Direktor der damaligen Universitätssternwarte von Berlin, hatte die Vorstellung – ganz im Sinne Humboldts – in Berlin eine Einrichtung zu schaffen, die der Vermittlung von Fachwissen an ein allgemeines Publikum dienen sollte. Wie das gehen könnte, wurde schon bald deutlich, als Max Wilhelm Meyer nach Berlin umzog.

Dieser hatte in Wien bereits ähnliche Pläne verfolgt und unter anderem ein sogenanntes naturwissenschaftliches Theaterstück mit dem Titel „Bilder aus der Sternenwelt“ aufgeführt. Meyer teilte die Gründungsideale und Ziele der entstehenden Urania. Durch Wilhelm Foerster wiederum, sein gesellschaftliches Ansehen und seinen Einfluss, wurde es möglich, prominente Geldgeber zu gewinnen:

1888 wurde die Urania gegründet und nach der Muse der Astronomie benannt. Im ursprünglichen Gebäude in der Berliner Invalidenstraße entstand so eine Einrichtung, die mit ihrer Kombination aus öffentlicher Sternwarte, wissenschaftlichem Museum, experimentellem wissenschaftlichem Theater und physikalischem Kabinett weltweit einzigartig war und weit über Deutschland hinaus berühmt wurde. Die Urania wurde zu einem Mittelpunkt des öffentlichen Leben. Hier war es nun möglich, einzigartige Tatsachenberichte zu erleben, so zum Beispiel von Roald Amundsen, Thomas Alva Edison, Heinrich Hertz oder Alfred Wegener. Bekannt wurde die Urania auch für die hier stattfindenden spektakulären Versuche, wie zum Beispiel bei der Vorführung der Röntgenstrahlen.

Noch heute arbeitet die Urania nach ihrem Gründungsideal und hat ihr Programm der wissenschaftlichen und kulturellen Bildung auch auf die Bereiche Politik, Kunst und Gesellschaft ausgedehnt. Der Auftrag neue Erfindungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu erläutern ist dabei wichtiger denn je. Seit Alexander von Humboldt hat die Komplexität von Theorien und Technologien enorm zugenommen. Auch die Vermittlung von Wirkungen und Anwendungen von Wissen hat stark an Bedeutung gewonnen und bestimmt nach wie vor die Arbeit der Urania.